Kunstkredit Basel-Stadt: Kunst und Bau von Eric Hattan in der St. Jakobshalle Basel

Im Rahmen der Erweiterung, Sanierung und Modernisierung der 1975 erbauten St. Jakobshalle schrieb der Kunstkredit Basel-Stadt gemeinsam mit dem Bau- und Verkehrsdepartement einen eingeladenen Wettbewerb für eine künstlerische und ortspezifische Intervention aus. Aus den fünf eingereichten Projektideen entschied sich die Jury für das Projekt «Unverrückbar» von Eric Hattan. Mit den diesjährigen Swiss Indoors wird die sanierte Halle eröffnet, ein Jahr vor Beendigung der Bauarbeiten. Die Presseorientierung und Besichtigung findet am 6. Oktober um 9:30 Uhr im Foyer statt.

Mit dem Projekt «Giovanni», das eine attraktive Foyererweiterung an der Nordseite der St. Jakobshalle vorsah, ging das Basler Architektenteam Jürg Berrel und Heinrich Degelo siegreich aus dem 2013 durchgeführten Architekturwettbewerb hervor. Die Ausschreibung des Kantons Basel-Stadt im folgenden Jahr fragte nach einer ortspezifischen Intervention, einem künstlerischen Konzept, das gemeinsam mit den Architekten zu einem integralen Projekt weiterentwickelt werden sollte. Der in Basel wohnhafte Künstler Eric Hattan setzte sich mit seinem Vorschlag in einem national ausgeschriebenen Wettbewerb gegen vier andere Projektideen durch.

Auf der einzigen Stütze in der Foyerhalle lasten 2800 Tonnen. Sie trägt das weit auskragende Vordach und ein Technikgeschoss. Die Basis dieser Stütze bildet ein Findling aus dem Gotthardmassiv: Dies ist Eric Hattans künstlerischer Beitrag an den Bau. Der 25 Tonnen schwere «Grundstein» ist ebenso unübersehbar wie unverrückbar, er bildet einen im Wortsinn integralen Bestandteil der Architektur.

Bei Neubauten wird der Grundstein als erstes Element und in feierlicher Zeremonie gelegt. Hattans «Grundstein» behauptet somit selbstbewusst, dass hier die Kunst an den Anfang der Architektur zu stehen kommt und keineswegs einen nachträglichen Schmuck des Baus darstellt. Die Betonsäule, die das Dach trägt, bildet dessen Verbindung zum Boden, «erdet» den Bau. Der Findling als natürlicher Stein ist ein Bild für diese Verbindung von Artefakt und Erdboden. Der wuchtige Findling und die Betonstütze fügen sich zu einer interessanten skulpturalen Einheit. Sie wird lesbar als umgedrehte Säule: Der Stein bildet das Kapitell der Stütze. Ein «Köpfchen im Kopfstand», formuliert der Künstler.

Der Findling, organisch gerundet durch Jahrtausende von Gletscherstreicheleinheiten, zeigt seine raue Oberfläche ungereinigt. Reste von Moos und Erde haften noch in seinen Poren. Die rechteckige, konische Stütze ist aus hellem, glattem Beton. An ihrem Fuss berühren sich die Materialien des natürlichen und des künstlichen Steins nahtlos. Nicht nur die feine Verfugung, die durch den Baumeister ausgeführt wurde, ist meisterhaft. Auch die Tragkonstruktion der Schnetzer Puskas Ingenieure ist eine einzigartige Leistung, die Erfindungsreichtum erforderte. Durch Stütze und Stein führt ein unsichtbarer Stahlträger, dessen gerundetes Ende im Boden unterhalb des Findlings in einer Stahlschale ruht. Diese Gelenkpfanne fängt kleine Bewegungen des Baus und des Untergrunds auf.

Hattans Suche nach einem geeigneten Stein gestaltete sich schwieriger als angenommen. Findlinge sind geschützte Steine von mindestens einem Kubikmeter Volumen. Sie wurden von Gletschern bis in weit entfernte Orte transportiert, wo sie geologisch gesehen nicht hingehören. Die Region, die heute Basel heisst, war indes nie von Gletschern bedeckt. Hattans Findling wurde aus dem Gotthardmassiv in den heutigen Aargau transportiert. Erst viele tausend Jahre später, nachdem ihn Bauarbeiter ausgruben und er einige Jahre in einer Kiesgrube lag, brachte ihn ein Tieflader nach Basel. Der erratische Block, dessen Wanderung im Foyer der St. Jakobshalle ein vorläufiges Ende findet, war ein Zufallsfund. Hattan hatte zuvor an verschiedenen Orten vergeblich nach geeigneten Findlingen gesucht.

Der «Grundstein» ist für Hattan auch eine Zeitkapsel. Aus dem Gotthardmassiv stammend, das zu den ältesten Gesteinsformen dieses Planeten gehört, verweist er auf eine Dimension, die weit über die Zeiträume menschlicher Artefakte hinausreicht. In Basel wird der Findling, der hier zugleich ein «Fremdling» ist, mindestens so lange liegen bleiben, wie die St. Jakobshalle stehen bleibt.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Architektenteam und Kunstschaffenden, wie sie die Ausschreibung des Kantons Basel-Stadt suchte, bleibt oft ein Desiderat. Im Projekt für die St. Jakobshalle gelang es, mit dem frühen Zeitpunkt der Ausschreibung und dem gewählten Wettbewerbsverfahren eine Kooperation aufzugleisen, die erfolgreich verlief.

Eric Hattan (geb. 1955 in Wettingen) lebt und arbeitet in Basel und Paris. Er ist mit seinen Werken international präsent. 2016 erhielt er den Basler Kunstpreis. http://www.hattan.ch

Hinweise:

Am Freitagmorgen, 6. Oktober 2017 um 9:30 Uhr lädt das Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt und der Kunstkredit Basel-Stadt zu einem Medienrundgang ein. Eric Hattan wird anwesend sein. Treffpunkt: Tram 14, Haltestelle St. Jakob.

Weitere Fotos und der Jurybericht können bei rhea.kyvelos@bs.ch angefragt werden.

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