Ergebnisse der zweiten Bevölkerungsbefragung 55plus

Gemeinsame Medienmitteilung des Statistischen Amtes Basel-Stadt und des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt -- Das Statistische Amt des Kantons Basel-Stadt hat in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdepartement die zweite repräsentative Befragung bei der über 55-jährigen Kantonsbevölkerung durchgeführt. Ziel war die Überprüfung der Alterspolitik im Kanton Basel-Stadt. Die überwiegende Mehrheit der Befragten im Alter von mindestens 55 Jahren lebt gerne im Kanton Basel-Stadt. Am meisten Sorgen bereitet ihnen ein allfälliger altersbedingter Umzug. Beim Angebot von genügend und günstigen Wohnungen sowie Pflegeheimen sehen die Befragten Handlungspotential. Mit ihrer finanziellen Situation ist die Mehrheit der Befragten zufrieden. Vier von fünf fühlen sich gesundheitlich gut. Mit dem Alter nimmt die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs zu, welcher meist gut erreichbar ist. Das altersspezifische Angebot ist nur wenigen bekannt, Informationen werden zunehmend über Internet gesammelt.

Knapp 95% der Befragten leben gerne im Kanton Basel-Stadt, was einer leichten Zunahme gegenüber dem letzten Befragungsjahr 2011 entspricht. Besonders wichtig fürs Wohlbefinden am aktuellen Wohnort sind den Befragten ein gutes Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, die Anbindung an den Verkehr sowie die Sicherheit im Wohnumfeld. Besonders zufrieden sind die Befragten mit der Anbindung an den öffentlichen Verkehr, der Ausstattung der Wohnung sowie der Er-reichbarkeit von Institutionen der medizinischen Grundversorgung. Bezüglich der künftigen Wohnsituation machen sich die Befragten insbesondere Sorgen, dass sie ihre aktuelle Wohnung aufgrund altersbedingter Gebrechen allenfalls verlassen müssen. Am ehesten möchten die Be-fragten auch in Zukunft autonom wohnen und allenfalls Unterstützungsleistungen zu Hause entgegennehmen. Die Wohnsituation ist auch bei der offenen Frage, was die Befragten in der Rolle als Regierungsmitglied für Senioren tun würden, an erster Stelle: Die Schaffung von günstigem Wohnraum und die Verbesserung des Angebots an Pflegeheimen werden am häufigsten genannt.

Zusätzliche Aufmerksamkeit wurde in diesem Befragungsjahr der finanziellen Situation der Befragten geschenkt. Die überwiegende Mehrheit ist mit ihrer momentanen Situation zufrieden. Etwas mehr als jeder zehnte Befragte ist in den vorangegangenen 12 Monaten in finanzielle Engpässe geraten. Der Anteil der befragten Personen, die bei den die Grundbedürfnisse betreffenden Haushaltsbudgetposten angeben, dass das zur Verfügung stehende Geld nicht reicht, liegt bei jeweils unter 4%. Etwas mehr als die Hälfte beschäftigt die aktuelle finanzielle Situation, die jüngeren Befragten stärker als die älteren. Bestehende Angebote zur Beratung oder Unterstützung bei finanziellen Problemen sind ebenfalls rund der Hälfte der Befragten bekannt. Während die Senkung der Steuern vor vier Jahren noch die zweithäufigste Forderung an die Politik darstellte, liegt diese im aktuellen Befragungsjahr nur noch auf dem zehnten Rang.

Über vier Fünftel der Befragten fühlt sich derzeit gesundheitlich gut. In Einpersonenhaushalten lebende Personen schätzen ihre gesundheitliche Verfassung schlechter ein als solche in Mehrpersonenhaushalten. Jeder Vierte fühlt sich aufgrund der Gesundheit in den täglichen Aktivitäten eingeschränkt, deutlich weniger als 2011. Die häufigste Unterstützung bei gesundheitlichen Einschränkungen erfolgt durch Partner oder Partnerin sowie Kinder und Freunde.

Die Zufriedenheit mit der generellen Sicherheit in der Wohnumgebung ist gegenüber 2011 stark gesunken. Sie weist den höchsten Anteil an Unzufriedenheit aller abgefragter Kategorien zur Zufriedenheit im Wohnumfeld auf. Demgegenüber ist das subjektive Sicherheitsempfinden in den abgefragten konkreten Situationen, wie z. B. «Alleine zu Hause» oder «Alleine zu Fuss unterwegs» seit 2011 gestiegen. Insbesondere tagsüber fühlen sich die meisten Befragten sicher.

Bei der Frage nach dem Hauptverkehrsmittel für Einkaufs- bzw. Freizeitwege fällt insbesondere der steigende Anteil an Nutzung des öffentlichen Verkehrs mit zunehmendem Alter auf. Allgemein lässt sich festhalten, dass die Befragten mit dem Alter zunehmend darauf verzichten, selbst hinter dem Steuer oder Lenker zu sitzen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten benötigen zu Fuss weniger als 10 Minuten zu den wichtigsten alltagsrelevanten Einrichtungen. Die Verkehrssituation für ältere Menschen macht den Befragten aufgrund des Verhaltens der anderen Verkehrsteilnehmer, aber auch aufgrund von Parkplatzknappheit und von erschwertem Zugang zur Innenstadt Sorgen.

Die abgefragten altersspezifischen Angebote sind jeweils weniger als jedem Fünften bekannt. Die Ausnahme bildet die Zeitung 55+, welche bisher drei Mal in sämtliche Haushalte im Kanton verschickt wurde. Trotzdem ist der Bekanntheitsgrad der Angebote gegenüber der letzten Erhebung gestiegen. Zeitungen und Zeitschriften sind das Hauptmedium zur Beschaffung von Informationen. Das Internet hat in den letzten vier Jahren als Informationsquelle stark an Bedeutung gewonnen.

Rund ein Drittel der Befragten leistet mindestens einmal im Monat Freiwilligenarbeit. Personen von 65 bis 74 Jahren engagieren sich besonders häufig. Mit steigendem Einkommen erhöht sich der Anteil an Befragten, die sich freiwillig engagieren. Ein Drittel kann sich vorstellen, das Engagement auszubauen bzw. künftig Freiwilligenarbeit zu leisten. Das häufigste Betätigungsfeld ist im Bereich Gesundheit und Soziales, gefolgt vom kirchlichen Kontext sowie von Sport- und anderen Vereinen.

Die zweite Befragung 55plus fand im September 2015 statt. Sie wurde mittels eines standardisierten Fragebogens durchgeführt, der an 5000 in Privathaushalten lebende Personen im Alter von mindestens 55 Jahren versandt wurde. 1427 Personen haben an der Befragung teilgenommen. Dies entspricht einem Rücklauf von knapp 30%.

Würdigung der Resultate aus Sicht des Gesundheitsdirektors

«Die Ergebnisse der Befragung zeigen mir, dass wir in der kantonalen Alterspolitik grundsätzlich gut aufgestellt sind», kommentiert Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger. «Die bisher ergriffenen Massnahmen zeigen Wirkung, und die Befragung bestätigt uns in unserer Wahrnehmung über die künftigen Herausforderungen». So sollen die zahlreich vorhandenen Angebote und Strukturen in der Alterspolitik noch besser bekannt gemacht werden. Dies betrifft auch die vorhandenen Unterstützungsangebote für ältere Menschen mit finanziellen Problemen, die nur etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen kennt. Gesundheitspolitische Themen werden angesichts der älter werdenden Bevölkerung an Bedeutung zunehmen. Dies betrifft insbesondere die Hausarztmedizin, die Sicherung des Bedarfs an Pflegepersonal, die Umsetzung der nationalen Demenzstrategie im Kanton sowie die kantonalen Palliativ Care-Angebote.  

Hinweise:

Sämtliche Analysen und Berichte der Befragung 55plus sowie die Grundauswertung mit Tabellen und Grafiken zu jeder Frage sind ab dem 24. Juni 2016, 10:00 Uhr, unter www.statistik.bs.ch abrufbar. Der gedruckte Bericht kann für 13 Franken beim Statistischen Amt bezogen werden.

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