Städtevergleich Mobilität: Neuste Zahlen stark von der Pandemie geprägt

Die sechs grössten Deutschschweizer Städte Basel, Bern, Luzern, St.Gallen, Winterthur und Zürich haben zum dritten Mal einen gemeinsamen Bericht «Städtevergleich Mobilität» erarbeitet. Die Zahlen zum Jahr 2021 sind stark von den Auswirkungen der Pandemie geprägt: In allen beteiligten Städten ging die Mobilität trotz Zunahme der Bevölkerung gesamthaft zurück. Die Menschen waren weniger oft, weniger lang und weniger weit unterwegs – insbesondere mit dem Öffentlichen Verkehr. In Basel konnte der Veloverkehr erneut überdurchschnittlich zulegen.

Vor elf Jahren erarbeiteten die sechs grössten Deutschschweizer Städte Basel, Bern, Luzern, St.Gallen, Winterthur und Zürich erstmals einen gemeinsamen Bericht «Städtevergleich Mobilität». 2017 folgte die zweite Ausgabe. Nun legen die Städte den dritten Bericht vor, der auf Datenerhebungen aus dem Jahr 2021 basiert. Entsprechend zeigen sich die Folgen der Pandemie deutlich in den Ergebnissen. Obwohl die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner in allen sechs beteiligten Städten zugenommen hat, ging die Mobilität insgesamt zurück. Die Bevölkerung legte weniger Wege zurück und war weniger lang und weniger weit unterwegs. Der öffentliche Verkehr war von diesem Rückgang in allen sechs Städten am stärksten betroffen.

Immer mehr autofreie Haushalte in allen sechs Städten
Die sechs Städte haben nach wie vor ähnliche Herausforderungen zu meistern: Sie wachsen auf begrenztem Raum, die Siedlungsdichte nimmt zu, die Zahl der Arbeitsplätze und damit auch die der Pendlerinnen und Pendler steigt in den meisten Städten genauso wie die Ansprüche an eine gute städtische Lebensqualität. Alle sechs Städte sind daher bestrebt, eine stadtgerechte Mobilitätsplanung zu betreiben. In Luzern, St.Gallen und Winterthur ist rund die Hälfte des städtischen Strassennetzes verkehrsberuhigt (Tempo-30-Zonen, Tempo-30-Strecken, Begegnungszonen und Fussgängerzonen), in Basel, Bern und Zürich sind es über 60%. Im Modalsplit – das heisst in der prozentualen Aufteilung des Verkehrsaufkommens auf einzelne Verkehrsmittel – hat der Fussverkehr in allen Städten einen hohen Stellenwert. In Luzern sind im städtischen Vergleich am meisten Menschen zu Fuss unterwegs. In Basel, Bern und Winterthur fahren die Leute besonders häufig Velo, während in Zürich der ÖV überdurchschnittlich viel genutzt wird. In St.Gallen ist der Anteil der Velofahrten noch geringer, er nahm in den letzten Jahren aber deutlich zu. Werden die MIV-Fahrten an den Zählstellen betrachtet, lässt sich bei allen Städten eine Abnahme gegenüber 2015 feststellen. Beim Motorisierungsgrad (Anzahl Personenwagen pro 1'000 Einwohnende) zeigen sich Unterschiede: In Basel, Bern und Zürich besitzt nur noch etwa jede dritte Person ein Auto, in St.Gallen knapp die Hälfte. Insgesamt liegt der Motorisierungsgrad in allen sechs Städten weit unter dem Schweizer Durchschnitt und ging über den Betrachtungszeitraum des Städtevergleichs tendenziell zurück. Entsprechend besass 2021 in St.Gallen und in Winterthur rund ein Drittel aller Haushalte kein eigenes Auto, in den anderen Städten war es circa die Hälfte. Im Schnitt stehen in allen teilnehmenden Städten pro immatrikuliertes Auto zwei Parkplätze zur Verfügung (öffentlich und privat).

In Basel wechseln immer mehr Menschen aufs Velo oder gehen zu Fuss
In Basel legten rund 9% der Erwerbstätigen, die in Basel wohnen und arbeiten, ihren Arbeitsweg mit dem Auto zurück (minus 2 Prozentpunkte gegenüber 2015), 39% waren hierfür mit dem Tram oder dem Bus unterwegs (minus 9 Prozentpunkte) und 51% fuhren mit dem Velo zur Arbeit oder gingen zu Fuss (plus 9 Prozentpunkte). In anderen Städten liegt der Anteil der Autos und Motorräder bei den Pendlerinnen und Pendler innerhalb der Städte leicht bis deutlich höher, weniger sind mit dem Velo oder zu Fuss unterwegs. Schaut man, wie die Basler Bevölkerung insgesamt – also nicht nur für den Weg zur Arbeit – unterwegs ist, so zeigt sich, dass sie in erster Linie mit dem Velo fährt oder zu Fuss geht, Tendenz steigend. Die zurückgelegten Wege mit dem ÖV gingen gegenüber 2015 auch hier markant zurück. Eine leichte Abnahme war schon vor der Pandemie feststellbar, die Pandemie führte dann zu einem bisher beispiellosen Rückgang. Der Anteil der Autowege an allen zurückgelegten Wegen der Bevölkerung hat von 22% auf 20% abgenommen.

Städtevergleich dient als Grundlage für Zusammenarbeit und Massnahmen
Im «Städtevergleich Mobilität» werden die teilnehmenden Städte kurz charakterisiert und Kennwerte zum Verkehrsverhalten der jeweiligen Stadtbevölkerung verglichen – beispielsweise der Modalsplit, der zeigt, welche Verkehrsmittel welchen Anteil an den zurückgelegten Wegen ausmachen. Der Bericht enthält weitere Kennwerte zu den Verkehrsinfrastrukturen sowie Daten aus Verkehrszählungen. Zusätzlich werden auch Kennwerte zu Verkehrssicherheit und Umweltauswirkungen verglichen. Bei einigen Indikatoren kann die zeitliche Entwicklung aufgezeigt werden – dies auf Basis der verfügbaren Zahlen aus dem ersten Bericht 2012 (Datenbestand 2010), dem zweiten Bericht 2017 (Datenbestand 2015) und dem nun vorgelegten dritten Bericht (Datenbestand 2021). Der «Städtevergleich Mobilität» dient als Basis für einen besseren Austausch und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Städten im Bereich Verkehr sowie als Grundlage für die Erarbeitung von Mobilitätsstrategien und Massnahmen. Die Erkenntnisse aus dem Städtevergleich Mobilität fliessen auch in Basel in die aktuelle Verkehrsplanung des Kantons ein.

Hinweise:

Download der Publikation: www.mobilitaet.bs.ch/dam/jcr:93d0c636-6883-4740-bd80-866fa3481b4a/staedtevergleich_2021_d.pdf

Parallel zu dieser Medienmitteilung geben auch die anderen fünf beteiligten Städte und die Städtekonferenz Mobilität heute eine entsprechende Mitteilung heraus.

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